Warum Vermeidung von Produkten oft das bessere Design ist.

Gerade habe ich im WDR einen kurzen Beitrag gehört, der  hier unbedingt  mit ein paar Gedanken gewürdigt wird, da er sehr gut veranschaulicht wie Produktdesign entwickelt werden muss. (An dieser Stelle ist der Imperativ angesichts wissenschaftlicher Erkenntnisse unvermeidbar).

Als Architekt und Designer ist man ja grundlegend erst einmal Problemlöser. Man stelle sich also folgendes Problem vor:
Angesichts einer lebensbedrohlichen Pandemie, sieht man den Griff eines Einkaufswagens als potentielle Keimschleuder an. Dies ist vermutlich auch nicht so abwegig. Auch wenn selbst die Abneigung den Griff zu berühren das Problem ist, könnte dies Anlass sein, eine Lösung zu entwickeln.

Nun kann man das Problem grundlegend betrachten.

Ist vielleicht der Prozess das Problem?

Warum überhaupt einkaufen?
Man kann ja auch online bestellen und liefern lassen… oder der Kühlschrank bestellt 😉

Ist der Einkaufswagen vielleicht selbst das Problem?

Gäbe es andere Produkte als den Wagen, die vielleicht hygienischer sind (Vielleicht ein im Kofferraum verstaubarer individueller Einkaufswagen oder ein Tragesystem).

Wie in diesem Fall, wird in den Industrienationen meistens marktwirtschaftlich gedacht:

Können wir eine technische Lösung in Form eines neuen Produkts anbieten das Profit verspricht?

Dieser Gedanke ist ja zunächst nicht verwerflich, sondern entstammt dem System indem sich die Unternehmen bewegen. Es benötigt ständig neue Probleme, die mit ständig neuen Produkten bedient werden können.

Es ist aber offensichtlich, dass wir so nicht weitermachen können!

Meistens ist nämlich das vermiedene Produkte das bessere!

Nun zurück zu dem gehörten Beitrag im WDR.
Es gibt einige Unternehmen die mittlerweile Kontaktvermeidungslösungen in Form von einclipsbaren Griffen anbieten. Ob nun „Schubsi“ oder wie auch immer das Problem wird mit einem neuen Produkt gelöst.
Mein erster Gedanke: “ Wird hier nicht wieder eine Problem mit einem neuen Produkt gelöst, dass schnell wieder unsere Mülltonnen füllen wird oder in irgendeiner Kellerecke Jahrzehnte vergessen wird.
Also sprich: unseren Planeten mal wieder unnötig belastet. Da muss es doch eine bessere Lösung geben.“

Zu meiner Freude wird sie gleich nachgeliefert. Eine Hörerin meldet sich mit ihrer Lösung: Man nimmt die  Papprollen von 2 Klopapierrollen, schneidet sie längs auf und benutzt sie als Griffschutz.
Perfekt! Diese Lösung erzeugt keinen zusätzlichen Müll, ist recycelbar und kostet zudem keinen Cent extra. Das nenne ich eine gute Lösung!

Hier ist im besten Sinne das vermiedene Produkt das bessere Design! 

Design durch Produktvermeidung

Design durch Produktvermeidung